Paulas Schreibtagebuch – Blogparade wie Technik mein Leben verändert – Im Blindflug unter Selfpublishern

Guten Tag,

ich suche nicht nach ihnen, nach den Blogparaden. Aber manchmal finde ich sie oder sie finden mich. Heute folge ich der Einladung der Blogger*innen von anders und doch gleich und gehe der Frage nach, wie Technik mein Leben verändert. Und hier geht’s lang zur Ausschreibung: http://www.andersunddochgleich.de/2019/05/12/blogparade-wie-technik-mein-leben-veraendert/. Herzlichen Dank für die Einladung! Nein Beitrag bezieht sich nur auf einen Lebensbereich, meine Arbeit oder besser gesagt, meine selbstgestellte Aufgabe, das Schreiben.

Verändert hat sich natürlich die Art, wie ich mich über Neuerungen informiere. Hier spielen die eigenen Internetrecherchen aber auch Newsletter eine wichtige Rolle. Doch längst nicht alle Neuheiten ziehen in meinen Alltag ein. So habe ich mich bewusst gegen die Adame & CO. entschieden.

Bloggen, was ich seit 2008 tue, wäre ohne die moderne Computertechnik, die für mich als vollblinde Nutzerin um einen Screen Reader mit Sprache und Brailledisplay ergänzt ist, gar nicht möglich. Bis November 2012 probierte ich unterschiedliche Blogsysteme aus, z. B. Blogger, Myblog etc. Seit dem 16. November 2012 bin ich WordPress treu habe mich aber zuweilen mit meinen Blogprojekten sehr verzettelt. Dass so viele „Blogleichen“ meinen Weg durch das World Wide Web pflastern, hat auch damit zu tun, dass ich in einer Zeit zu bloggen begann, in der ich noch als Webtexterin meine virtuelle Existenz fristete und die Möglichkeiten eigene Bücher zu veröffentlichen gerade einen großen Wandel durchliefen, den ich nicht überblicken konnte und daher nicht zu nutzen traute. Denn eigentlich wollte ich immer schon Bücher schreiben.

Als Webtexterin war ich von Januar 2004 bis September 2013 tätig. Aufgegeben habe ich die Sissiphusnetzarbeit, als meine Hauptauftraggeberin ihr Büro schließen musste. Webtexte werden schlecht bezahlt, und Recherchen über die Produkte und Dienstleistungen, über die man zu schreiben hat, dauern im Blindflug länger.

Nachdem ich die Webtexterei an den Nagel gehängt hatte, habe ich mich arbeitssuchend gemeldet. Und nach wie vor suche ich regelmäßig Jobportale nach Teilzeitarbeit, obwohl ich seit August 2017 als freie Autorin bei der Finanzverwaltung gemeldet bin.

Denn da di Jobsuche nach einiger Zeit keine Aufgabe mehr war, die einen Tag wirklich ausfüllen konnte, habe ich angefangen, das zu tun, was ich seit ich lesen und schreiben kann, immer schon machen wollte, ich habe ein Buch geschrieben und zwar am Computer.

Wer ein fertiges Buch hat, wird umworben. Und wer sich nicht traut, unter die Selfpublisher zu gehen und alle Schritte zur Veröffentlichung und Vermarktung eines Buches selbst oder doch selbst verantwortet zu gehen, gerät schnell an einen der vielen Druckkostenzuschussverlage, bei denen man alles, was für ein Buch getan werden muss, kaufen kann. Für diesen Fehler ging ein Teil meines ererbten Schonvermögens dahin. Den Druckkostenzuschussverlag, dem ich ins Netz ging, gibt es seit März 2018 nicht mehr. Die drei Verantwortlichen waren plötzlich nicht mehr einfach nur vom Erdboden verschluckt. Sie sind auch durch die Maschen des digitalen Netzes entwischt. Dass man, wenn man es geschickt genug macht, tatsächlich aus dem Internet verschwinden kann, war eine harte Lektion und hat mich viel Lehrgeld gekostet.

Aber ich habe sie gelernt, die Lektion, dass sich Autoren nicht finden lassen sollten, sondern selbst nach den unterschiedlichen Möglichkeiten ihre Bücher zu veröffentlichen, suchen sollten. Mir war immer bewusst, dass das von mir gewählte genre, der magische Realismus, in ein Nischengenre ist, dass meine Art zu schreiben auch speziell ist, und dass ich selbst mutig sein muss und nicht darauf setzen kann, dass ein Verleger in heutiger Zeit diese Projekte wagt.

Wer Bücher selbst veröffentlicht, lernt interessante Menschen kennen. Das gilt vor allem, wenn man nicht alles selbst machen kann. So freue ich mich darüber mit Mira Alexander und Birgit Arnold zusammengearbeitet zu haben. Mira Alexander hat die Buchgestaltung übernommen. Und Birgit Arnold hat den Romanen Felicitas und Orca ihre Stimme geliehen.

Man muss flexibel sein und eigene Strategien entwickeln oder übernehmen. So habe ich meine Blogs als Plattformen genutzt, um über die Cover entscheiden zu lassen. Das haben vor mir schon andere Selfpublisher gemacht. Doch für mich war diese Vorgehensweise geradezu erforderlich.

Mit den modernen Möglichkeiten zu veröffentlichen wird die Geduld, die man braucht, um zum Ziel zu kommen, auf eine harte Probe gestellt. Die Portale, die zur Publikation von Büchern verwendet werden können, verändern ihre Formulare häufiger, was nicht immer gleich zu erkennen ist. Und der Teufel liegt auch hier im Detail. Für mich bedeutete das bedauerlicherweise auch schon einmal, dass ich wechseln musste. Und obwohl ich weiß, dass sich eine Sache nicht verändert hat und nicht verändern wird, nämlich, dass ich im Blindflug für die Verwaltung und Werbung länger brauche als meine Kolleginnen und Kollegen, fühle ich mich nicht wirklich benachteiligt. Und inzwischen habe ich das gute Gefühl, dass ich trotz der höheren technischen Aufwendungen an meinem Computer versauern zu müssen. So konnte ich über das Ausfüllen einer Onlinebewerbung im Oktober 2018 live auf der Leipziger Buchmesse lesen. Dafür danke ich den Veranstaltern der Buchmesse Leipzig und dem Selfpublisherverband.
Es ist noch ein langer Entwicklungsweg, der vor mir liegt. Und er wird mit neuen technischen Herausforderungen und Veränderungen gepflastert sein. Aber eine Sache verändert sich nicht. Für dauerhafte Erfolge und Fortschritte braucht man Geduld, obwohl oder gerade weil die moderne Technik schnelles Arbeiten und Veröffentlichen ermöglicht. Die Geduld, die man braucht, hat ein anderes Gesicht bekommen.

Ohne die moderne Technik müsste ich mir etwas anderes einfallen lassen, um meine Zeit sinnvoll zu verbringen. Und wahrscheinlich hätte ich niemals ein Buch veröffentlicht. Übrigens, freut es mich, dass ich über mein Smartphone elektronische Bücher lesen kann, denn viele meiner Kolleginnen und Kollegen können sich zunächst nur eine Ebookveröffentlichung leisten.

 

Was sich auch verändert hat, ist, dass Autorinnen und Autoren leicht in Kontakt zu ihren Leserinnen und Lesern kommen können. So Könnt Ihr ganz einfach Kommentare zu meinen Artikeln und Büchern in diesem Blog hinterlassen. Und es ist auch viel leichter geworden, mehr Eindrücke von der Persönlichkeit eines Autors zu erhalten. So gibt es seit Anfang 2019 meinen Audiopodcast, den Ihr auch über Paula Grimms Schreibwerkstatt erhalten könnt. Darin kann ich über das, was ich tue, locker berichten.

Ich wünsche Euch allen ganz viel Erfolg mit Euren Blogs oder bei der Veröffentlichung von Büchern!

Liebe Grüße

Paula Grimm

P. S.: Was ich gern noch viel mehr haben möchte, sind Lesungen, die ich live halten kann als Wohnzimmerlesungen für kleine Gruppen zum Beispiel.

Autor: PaulaGrimm2412

Paula Grimm ist das Pseudonym für meine Arbeit als Autorin. Ich wurde am 24. Dezember 1965 in Issum im Kreis Kleve geboren, bin seit Geburt vollblind und ursprünglich Diplompädagogin von Beruf. Seit Oktober 2004 lebe ich wieder am linken Niederrhein, war freiberufliche Lebensberaterin und Webtexterin für unterschiedliche Schreibbüros und Webportale und bin seit August 2016 offiziell freiberufliche Autorin. Ich bin prosaisch. Aber treibe es bezogen auf Prosatexte thematisch und stilistisch bunt.

2 Gedanken zu „Paulas Schreibtagebuch – Blogparade wie Technik mein Leben verändert – Im Blindflug unter Selfpublishern“

  1. Hallo,
    Ich kann mir gar nicht vorstellen wie man Texte eingibt wenn man blind ist.

    Gibt es da spezielle Software?

    Ich selber versuche mich oft mit Spracheingabe.
    Das geht über das Smartphone ganz gut.

    Grüße Lothar

  2. Guten Tag Lothar,

    mein Schreibgerät ist ein ganz gewöhnliches Macbook. Da die Tastatur von Computern bezogen auf die Tastenbelegung einer Schreibmaschine ähneln, und da wir in der Blindenschule Schreibmaschinenunterricht als Pflichtfach hatten, kann ich mit der „normalen“ Tastatur schreiben. Jede Sekretärin muss blind schreiben können. Um eine Kontrolle über das zu haben, was ich schreibe, ist eine Sprachausgabe im Notebook oder dem Computer integriert. Und es gibt so genannte Braillediesplays. Und hier kommt ein Hinweis auf einen meiner Beiträge, in dem es einen Link zu Wikipedia gibt, der zu einem Artikel führt, in dem ein Brailledisplay zu sehen ist:
    https://www.paulagrimmsschreibwerkstatt.de/2017/08/08/aus-paulas-schreibtagebuch-fuenfundvierzig-jahre-mit-der-brailleschrift/
    .

    Auch mit der Spracheingabe, die mein Kleiner hat, habe ich schon Text eingegeben. Aber in meinen Texten kommen viele Eigennamen vor. Da ist die Spracheingabe etwas lästig.

    Liebe Grüße

    Paula Grimm

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